Am Samstag ging es zum Yu Garden. Ich wusste zuvor nicht viel darüber, nur dass es eine 2 Hektar große Parkanlage mit Teehäusern ist ist und man “Garden” nicht falsch  verstehen sollte, denn in China bestehen Gärten eher aus Steingärten als aus Blumenbeten. Im Reiseführer steht, dass es die Besichtigung wert ist, da man die alte Chinesische Architektur und ein paar sehr klassische Teehäuser besichtigen kann. Außerdem sollte der “Yu Garden” ein Punkt der Ruhe sein, fernab des Shanghaier Straßenlärms. Yu bedeutet auch “Frieden und Gesundheit”.

Der letzte Punkt hat mich ehrlich gesagt schon etwas skeptisch gemacht, denn – Hallo – Shanghai? Ruhe? Und es steht in einem Reiseführer. Könnte also sein, dass hier doch die ein oder andere Gruppe durchgeschleust wird. Aber allein die Hoffnung auf ein wenig Ruhe, die Neugier auf die alten Bauten und der Fakt, dass ich sowieso nichts vorhatte, trieben mich dort hin.

Laut dem Stadtplan im Reiseführer ist der Garten schnell per U-Bahn zu erreichen. Die Station vor Ort heißt passend dazu “Yu Garden”. Dort angekommen, musste ich lernen, dass die Station, auch wenn sie wie die entsprechende Attraktion heißt, nicht unbedingt in der unmittelbaren Nähe dazu sein muss. Also irrte ich ein wenig umher, und folgte irgendwann einfach der Menschenmasse, die anscheinend ein gemeinsames Ziel verfolgte. Nach ca. 10 Minuten Fußweg kommt man an einer Kreuzung an, an der die erste Reihe Häuser der Altstadt stehen. Ich dachte erst, dass wäre nun der Yu Garden und fühlte mich bestätigt von meiner Annahme bezüglich der Ruhe. Hier herrschte das volle Leben! Die Shanghaier haben für soviel Menschen am Platz einen Begriff: 人山 (klingt ausgesprochen ungefähr so: “Rhen Chan” ). Es bedeutet übersetzt Personenberg. Erst später habe ich begriffen, dass das die Altstadt ist. Die trotz den vielen Menschen und dem Lärm sehr schön ist! Ich habe mich einfach mit Menschen treiben lassen und mir die kleinen Geschäfte, das angebotene Essen, die Hausfassaden und die Personen um mich rum angeschaut. Die Menschen um mich rum habe ich nicht beobachtet, weil ich mich unsicher gefühlt habe, sondern weil es interessant für mich war, zu sehen, wie die verschieden Personen durch ihr Handeln kleine Geschichten erzählen. Zum Beispiel stand ich bestimmt 10 Minuten an einem alten chinesischen “Kino”, einfach um zu sehen, wie der Verkäufer sein Kino anpries, Kinder begeistert dort hinliefen und die Erwachsenen hinterher. Als sich dann eine Schlange bildetet, konnte ich Beobachten, was ich schon öfter bemerkt habe: Sobald es eine Schlange gibt, wächst die Schlange und die Traube drumherum rasend schnell. Denn anscheinend gilt hier: Wo es eine Schlange gibt, muss es was Gutes geben! Da wird sich auch gern mal auf verdacht angestellt (oder vorgedrängelt) ;).

Erst als ich vor dem eigentlichen Eingang des Yu Garten stand, wurde mir bewusst, dass das zuvor nicht der “Garten” gewesen sein kann. Später habe ich im Reiseführer nachgelesen, dass ich durch die Altstadt gelaufen bin. Der Yu Garten liegt mitten in ihr. Was für ein Ruhiges Plätzchen eigentlich keine gute Voraussetzung sein dürfte… Doch ich habe mich geirrt. Hier ist es wirklich ruhig, Vögel zwitschern, wenn man Menschen reden hört, dann versteht man, was  bzw. in welcher Sprache sie reden und man hört kaum ein Hupen oder eine Sirene. Der Garten an sich ist sehr verwinkelt. Er erinnert mich ein wenig an einen Irrgarten. Überall gehen kleine Wege weg. Machmal führen Sie zu einer Sackgasse, wo eine Bank steht und zum Ruhen förmlich einlädt. Ich schätze durch die ganzen Mauern und die verwinkelten Wege kommt der Lärm nicht in den Park. Mitten durch den Garten führt ein Steg, der über mehrere Teiche und in ein Teehaus führt. Er ist der Punkt, an dem man immer wieder raus kommt.

Die Altstadt mit seinen Marktständen, kleinen Läden und den vielen Menschen und der Yu Garten waren bisher für mich das Highlight der letzten 12 Tage Shanghai. Gerne wäre ich hier noch länger geblieben. Nur leider habe ich meinen Apartment-Schlüssel verloren. Das zwang mich dazu, dafür eine Lösung zu finden, als mich in der Altstadt in der Menschenmenge zu verlieren. Wegen den vielen Menschen hatte ich irgendwann doch mein Portmonee vorne in die Hosentasche gesteckt, und die Schlüssel-Karte raus genommen. Ich hatte den Hintergedanken, dass, wenn jemand meine Geldbörse klaut, ich wenigstens noch meinen Schlüssel habe. Dummerweise ist der Schlüssel dann anscheinend aus meiner Hose gerutscht und ist in der Menschenmenge untergegangen (auch 45 Minuten suchen haben nichts gebracht, obwohl ich es innerhalb von 10-15 Minuten bemerkt habe). Zum Glück hatten wir noch eine Ersatzkarte in der Firma, die mir ein Kollege vor das Appartement gebracht hat, sodass ich dort auch wieder die Nacht verbringen durfte 🙂

Für die, die mehr über den Garten wissen wollen:

http://www.shanghai-infos.de/yu-yuan.html

Und für die, die hingehen wollen:

Man sollte Früh am Tag hingehen. Am Nachmittag kommen die Touristengruppen. Ich war zum Glück über die Mittagszeit da und als die Gruppen kamen, bin ich raus.

Auf dem Weg zum Yu Garden
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Yu Garden
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